baroque meets jazz.
rein zufälliger synagogenbesuch ;) |
im rolf-liebermann-studio erwischten einen platz in der ersten reihe, vor uns ein weiter halbkreis, der links mit christina pluhar begann, sich über die zusammengemischten rhythm-sections von l'arpeggiata und jazzern erstreckte bis hin zu einem bläsersatz, der mit dem berühmten zink von doron sherwin anfing und mit nils landgrens rotglänzender posaune, bei der ich ja gerne mal wüßte, von welcher firma sie stammt ;), aufhörte.
es gab wie gesagt keine pause, sondern einen nicht endenwollenden reigen an stücken, die zu zweit oder aneinander gehängt waren. christina pluhar, leiterin des ganzen ensembles und arrangeurin, die solistisch gar nicht in szene trat, zupfte die übergänge auf ihrem chitarrone.
kollege felsch. |
the man with the red horn. |
was da vor unseren augen und ohren stattfand, hatte mit herkömmlichem crossover gar nichts zu tun. da wurde nicht eine melodie von hier mit einem rhythmus von da zusammengewürfelt und ergab dann eine swingend chaconne oder so, hier spielten musiker unglaublich viel gefühl ud stilkenntnis zusammen, über einen gemeinsamen nenner, den man "ostinaten bass" nennen könnte. es kam einem nicht vor wie zwei verschiedene lager, sondern das eine trug und unterstützte das andere. es schien, als seien die arrangements gerade eben so mit leichter hand dahin geworfen, um ihnen allen raum zu lassen, diesen fantastischen instrumentalisten, viel raum und viel zeit, um zu improvisieren, zu solieren, einzeln, miteinander, um dann wieder perfekte schlüsse hinzulegen oder in neue teile überzuleiten.
das hätte sich die strahtmann-flöte auch nicht träumen lassen.... |
mr.zink! |
my funny valentine |
es fällt mir schwer, einzelne musiker hervorzuheben, sie waren alle so gut, jeder kam zum zuge, da fetzten fiete felsch und claus stötter virtuoseste, richtig lange soli ab, mit gestochen scharfen funk-riffs on cue. wunderschön immer wieder dieser zink, dieses unwirtlich zu spielende, jahrhundertelang gänzlich aus der mode gekommene und jetzt durch die pluhar-band wieder zu ehren gekommene insrument. oh, und doron sherwin versteht es, ihn uns als jazzinstrument vorzustellen!
cool waren auch die beiden percussionisten, david mayoral von der barock-und marcio doctor von der jazzabteilung. die beiden hatten einen riesenspass, die ganze zeit sounds, teppich, klangraum, atmosphäre zu zaubern und und mit großen interaktiven percussionsoli zu begeistern.
sehr berührt hat mich nils landgren, ein sound-magier auf seinem instrument ohnehin ...der ganz still in der kreismitte stand und eine so innige, sensible vibratolose fassung von "my funny valentine" sang, jawohl, wie ein engel, dass es mir die tränen in die augen trieb und ich ernsthaft um meine wimperntusche bangte. mit einem posaunensolo, das tonlich natürlich, klar, an chet baker erinnerte. aber auch an ein sehnsüchtiges waldhorn.
sehr gefallen hat mir auch lucilla galeazzi mit ihrer wunderschönen "fado-stimme", wie ich es für mich nenne. ein powerhouse mit kerzengerader haltung, mediterranem temperament, und funkelnden schwarzen augen. ihr gesang weckte bei mir assoziationen von rotwein und sardinen....und beides musste ich dann später in der schanze auch sofort ordern!
es war ein echtes fest, dieses konzert, unendlich inspirierend und bereichernd, richtung-und wegweisend auch für meine eigene arbeit.
bottomline: da man musik nicht beschreiben kann, möchte ich euch allen ans herz legen, dieses konzert im radio zu hören, und zwar am 13. mai von 20 bis 22 uhr im ndr.
hier habe ich die zweite zugabe für euch gefilmt:
oh wie toll! Bin neidisch!
AntwortenLöschenMeine Mama hat mir mal auf youtube dieses unglaubliche Ensemble vorgestellt, wahnsinn!
Die würde ich auch gern mal sehen/hören!
Und endlich weiss ich, wie das Instrument von der Erika Pluhar heisst! Wieder wat gelernt.
aus der familie der theorben :)
AntwortenLöschenWelch ein interessante Bericht aus einer völlig fremden Welt für mich. Ich habe zwar nicht alles verstanden, aber deine Begeisterung hat mich mitgerissen. Du schreibst so voller Herzenswärme und Schwärmerein, dass es schon deshalb Freude gemacht hat.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße,
Svenja
haha,ja, ich bin wohl auch etwas begeisterungsfähig, aber es war wirklich umwerfend :)
AntwortenLöschenFeine Sache! Da bekomme ich ja Lust, endlich mal wieder ein schönes kleines Jazzkonzert zu erleben... - Dieser Nils Landgren strahlt eine beneidenswerte innere Ruhe aus, wenngleich mir seine Stimme bei dem Bluesstück nicht allzu gut gefällt. (Sein Instrument ist glaube ich von einer Firma, die Manyana heißt oder Tahoma oder Masato so was ähnliches!) - Und dieses Zinkdings klingt ja ausgesprochen interessant und sieht auch so aus. Als hätte jemand eine Jazztrompete und ein Tenorsaxofon in ein viel einfacher (haha!) zu händelndes Dingsbums eingebaut, das aussieht wie direkt aus dem Mittelalter importiert. - Danke dir für deinen leidenschaftlichen Bericht und die Bonusaufnahme dazu!
AntwortenLöschenwie interessant, was du über den zink sagst, tatsächlich ist er ganz ähnlich aufgebaut, und de facto dem mittelalter entsprungen, oder der renaissance. monteverdi war zinkenist :)
AntwortenLöschenübrigens ist meine flöte glaube ich auch von dieser komischen firma, aber sie bietet wohl nicht genug platz für solche banner, schaaaade!
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