auf der fahrt nach amsterdam. eine memoire.

wir schrieben das jahr 1977, glaube ich. mit einem geliehenen vw-bus ging's nach amsterdam. meine beste freundin britta, eine weitere freundin names hansa und brittas vetter norbert, der war gefühlte dekaden älter als wir, nämlich schon tief in den zwanzigern. der mußte fahren, denn wir hatten ja noch keinen lappen. wir hatten nichts bestimmtes vor, marihuana mochte keiner von uns, falls hier jemand an sowas denken sollte. wir wollten in kneipen hocken und jazz hören und einfach mal in amsterdam sein, der ausgeflippten atmosphäre wegen.  ich weiß nicht mehr, warum wir abends losfuhren, wahrscheinlich weil es zum abenteuer-gefühl dazugehörte. jedenfalls erreichten wir um mitternacht die deutsch-holländische grenze. nun waren wir ja vier und der vw war in seinem richtigen leben ein lieferwagen und hatte offiziell nur sitze für zwei. also wurde für sinnvoll befunden, daß zwei von uns zu fuß über die grenze gehen müßten, damit es keinen ärger mit dem gesetz gebe. super idee. die glücklichen auserwählten waren britta  und hansa, während ich mit nobbi den wagen langsam duch die einsam im fahlen neonlicht daliegende grenzstation navigierte. niemand stand draußen, um uns anzuhalten, und kein uniformierter wollte unsere papiere sehen. ein paar meter hinter dem offenen schlagbaum stoppten  wir auf einem dunklen parkplatz mit ausgeschaltetem motor und scheinwerfern und sahen britta  und hansa von ferne aus der schwarzen nacht in den blaßgelben lichtkegel des grenzhäuschens eintreten. um ihren auftritt möglichst authentisch zu gestalten, buckelten sie schwer an ihrem gepäck. im gegensatz zu uns nicht weiter auffälligen autofahrern, erregten die beiden juvenilen wanderinnen prompt das rege interesse der verschlafenen grenzer. sie wurden hineinzitiert und blieben vorerst verschollen. drinnen wurden sie natürlich auf herz und nieren geprüft, inquisitorisch verhört, was sie zu später stund dazu bewiege, mit sack und pack auf schusters rappen von deutschland nach holland zu übersiedeln. auf den angedrohten kontrollanruf bei den eltern in kiel reagierten beide allerdings so gelassen, daß man davon absah und sie ihres weges ziehen ließ. sie wurden  in die nacht entlassen und saßen kurze zeit später wieder bei uns im mannschaftswagen auf.

ich erinnere mich an heitere tage mit mäßig gemütlichem schlafsacklager zu viert im vw-bus unter einer autobahnbrücke, zähneputzen mit selter und als einziger bescheidener beautymaßnahme den morgendlichen besuch in der öffentlichen schwimmhalle. hansas brille hatte keine gläser, wurde aber der schönheit wegen getragen und ich liebte damals bob dylan, dessen ich ja nicht habhaft werden konnte, weshalb ich danach trachtete, zumindest so ähnlich auszusehen wie er. und wie stolz wir auf unsere dauerwellen waren!

Kommentare

  1. So ein schöner Bericht. Ist es nicht wunderbar, in Erinnerungen zu schwelgen? Ich muss unbedingt mal wieder meine alten Fotoalben rauskramen ...

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  2. @ bea: ja, und dann die geschichte dazu schreiben. dann ist sie nicht verloren :-)

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  3. Du hast recht. Das mache ich auch. Das wird eine schöne Urlaubswoche :-)

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  4. Wie schön - Amsterdam :-) Ich erinnere mich noch an aufregende Tage in einem Etablissemamt named "Bob's Youth Hostel" Lauter durchgeknallte Leute in einem großen Schlafsaal...noch einmal so jung sein *seufz*

    (Und ja, diese Dauerwellen - was haben wir daran nur gefunden ;))

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  5. Liebe, gute Yael,

    danke fürs Mitnehmen in die Erinnerung...

    ein sehr guter, nachvollziehbarer Bericht...

    Dir noch ganz glückserfüllte Ostertage...

    herzlichst, Rachel

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