caught-die führerscheinstory III.


auf der party eines befreundeten quickborner ureinwohners waren wir mit dem chef der anderen fahrschule bekannt gemacht worden, einem freundlichen, distinguiertem älteren herrn mit elastischen bewegungen und offenem blick. unser freund hatte ihn schon zuvor in die problematik eingeweiht und nun schüttelte er aba schwungvoll die hand und sagte, sieh mal zu, daß du die theorie hinter dich bringst und dann lotsen wir dich da schon durch!
aba hatte noch ein paar theoriestunden zu absolvieren und dann einen vor-test in der fahrschule zu machen, dessen ergebnis über seine anmeldung zur offiziellen prüfung beim tüv entscheiden würde. so gingen wieder einige wochen dahin, denn wie gesagt-er konnte ja nur einmal wöchentlich teilnehmen, und ab und zu mußte er sogar ausfallen lassen, wenn ein konzert in die quere kam. es war jetzt also eine ganz tote zeit, in der keine fahrstunden mehr stattfanden-der lehrer fragte übrigens nicht mal nach, wieso nicht, und aba einfach nur weiterhin zwischen den schulkameraden seiner tochter im theorieunterricht saß, wo er wieder mal den hass des fahrlehrers auf sich zog dadurch, daß er sprühsahne für alle mitbrachte zur verfeinerung des angebotenen kaffees und kakaos und somit die lacher wieder auf seiner seite hatte- und auf  meine aufforderungen zum bogen-lernen zuhause mittlerweile phobisch reagierte.

schließlich kam der lang ersehnte tag des vor-tests. aba war ein bißchen spät, denn er kam aus itzehoe. zweimal umsteigen, drei züge, zweieinhalb stunden fahrt, alles zu knapp, um pünktlich anzukommen. er raste mit dem am bahnhof abgestellten fahrrad zur fahrschule und flehte die domina hinterm tresen an, bitte trotzdem noch teilnehmen zu dürfen. die jedoch guckte mit hochgezogenen augenbrauen und sorgenvoll in falten gelegter stirn auf ihre duty-free-pseudo-cartier und händigte ihm mit gelangweilter und doch alles sagender geste seinen testbogen aus.
aba , dem das adrenalin aus allen poren dampfte, schaffte es zeitlich gerade so, alle fragen zu beantworten. im hintergrund hörte er die empfangsdame schon mit ihren sachen rascheln. als er abgeben wollte, hatte die fiese bitch bereits ihr billiges handtäschchen geschultert, klapperte mit dem schlüsselbund und sagte abfällig grinsend: "herr shamban, ich muß JETZT  los, es ist feierabend." aba rief: " aber du mußt das doch jetzt nehmen, BITTE!!!" sie schüttelte ungeduldig den kopf und sagte: "es ist feierabend, herr shamban, wir schließen jetzt! sie sind nun mal zu spät gekommen, ich wußte, daß sie es nicht rechtzeitig schaffen würden..." aba bettelte und flehte, versuchte ihr die widrigen umstände zu erklären, unter denen er es überhaupt geschafft hatte, zu dieser zeit dazusein. dass er schon zwei schüler gecancelt hatte, um den zug zu kriegen usw. keine chance. die  tuss hörte überhaupt nicht hin, sondern deckte ihre tastatur ab und schaltete das licht aus. das dokument monatelanger lebensbestimmender tortur sank aba aus der hand und glitt entseelt wie ein toter fisch auf die tischplatte, wo es wertlos und unbeachtet liegenblieb, bis die putzfrau es am nächsten morgen zusammengeknüllt in den müllsack schmeißen würde. 
mal wieder alles umsonst.


drei wochen warten.
dann wiederholung des procederes.
aba hatte jetzt die faxen dicke und wurde zum schlitzohr. diesen erneuten test bestand er mit "straight cheating", also totalem beschiss. denn jetzt nochmal durchzufallen wegen falscher antworten, nein, das hätten seine nerven nicht mehr mitgemacht.
er hatte sich die auflösungen kopiert, und als schmale streifen fein säuberlich zusammengefaltet in die hosentasche gesteckt. damit ging er irgendwann aufs klo, mitsamt dem testbogen, welcher ja einer seiner lern-bögen war. und da niemand ahnte, daß er sich so ein feines spickerchen gebastelt hatte, und leibesvisitationen zu der zeit zumindest in dieser lehranstalt nicht vorgenommen wurden, konnte auch niemand etwas dagegen haben, daß er auf dem klo nochmal ganz in ruhe über den fragen meditieren wollte.

endlich.
ein teilerfolg.
und wieder warten.
weitere drei wochen.
da durfte er dann beim tüv in norderstedt die richtige theoretische prüfung machen. ich fuhr ihn hin, mußte aber gleich weiter nach kiel, und sendete auf meiner fahrt dorthin hunderte von bestellungen ans universum, daß er bitte, bitte bestehen möge. dieser nachmittag war für ihn dann jedoch ein doppelter verlust. erstens bestand er nicht. zweitens ist es in unserem beruf, für den wir viele jahre studieren müssen (aba sogar in yale als erster und einziger musikstudent mit vollzeit-stipendium, dies nur mal zur illustration dieses ganzen wahnsinns)  so, daß wir nur die gegebenen stunden bezahlt bekommen, und er auch seinen musikschultag in kiel gehabt hätte an diesem montag.
da der aufmerksame leser schon gemerkt haben mag, daß es mir bei der niederschrift dieses gesamtkunstwerks aus unsäglichkeiten nicht um opfergefühle und selbstmitleidiges gejammer geht, sondern um aspekte der menschlichkeit !!!-hier noch eine kleine information am rande: private musikschulen zahlen im allgemeinen ihre lehrer durch. zwar sind wir auch hier nicht angestellt, sondern haben honorarverträge, aber wir bekommen ferien und feiertage durchbezahlt, so wie die eltern ja auch ihre 12 monatsraten einer jahresgbühr entrichten. außerdem darf man auch ein-oder zweimal pro jahr krank sein, im falle vom itzehoer kulturhof gibt es sogar einen solidarfond, dh. jedem lehrer werden automatisch 5 euro pro monat abgezogen, die da hinein kommen, so daß ein ernsthaft erkrankter kollege überbrückt werden kann. so etwas kann sich eine arme landeshauptstadt natürlich überhaupt nicht leisten, vor allem nicht nach dem kostspieligen umzug von einer gemütlichen, praktischen alten schule in eine unwirtliche, aber ja so repräsentative ehemalige fabrik, wo niemand von uns hinwollte. hier wird genau derselbe betrag wie vor zwanzig jahren an die lehrer bezahlt, ungefähr so viel wie einer reinigungskraft im öffentlichen dienst,  und wenn man montags unterrichtet und es ist pfingsten, hat man pech gehabt.
aber das nur nebenbei.
weiter im text.
aba mußte also wieder warten.
weiter ging es mit der odyssee nach itzehoe jeden donnerstag. zweimal umsteigen, und dann ist der bahnhof sehr weit von der musikschule entfernt. ein cello nahm er schon gar nicht mehr mit, sondern lieh sich eines von unserem sehr, sehr netten musikschulchef, der die menschlichkeit in person ist, und der oft seine lehrer vom bahnhof abholt, selbst, wenn er sich (von mir zb) ein auto leihen muß dafür. in abas fall hat er sogar ein taxi springen lassen, weil es mit den bahnankunfts-und unterrichtsangfangszeiten einfach nicht hinhaute. abends genau dasselbe, der zug mußte erwischt werden, und wehe, das klappte nicht, dann konnte aba noch eine stunde dranhängen, und war dann erst nachts zuhause....deshalb bat er jedesmal die mutter seiner letzten schülerin, die in diese richtung fuhr, ob sie ihn mitnehmen könnten zum bahnhof. jedesmal mußte er bitten, nie wurde es ihm angeboten. wir redeten zuhause darüber, wie wir es gefunden hätten, unseren instrumentallehrer damals im auto mitzumehmen, wie aufgeregt wir gewesen wären. wie wir uns darüber gefreut hätten, dieser  wichtigen person, von der man doch unbezahlbares bekommt, mit so etwas vergleichsweise profanem helfen zu können....haha, good one....die pubertierende schülerin verdrehte ab der dritten woche genervt die augen, und die kleine regelmäßigkeit endete damit, daß aba die mutter wieder untertänigst bat, mitfahren zu dürfen, aber er müsse nochmal ganz schnell aufs klo. als er wieder rauskam, waren mutter und tochter weg. über den vorfall wurde nie mehr gesprochen, er fragte natürlich nie wieder und ein lift wurde ihm auch nach wie vor nicht angeboten.

gerade fällt mir ein, was anne-sophie mutter vor kurzem über das hohe ansehen eines kunstlehrers in den fernöstlichen ländern sagte.

aber das ist ja hier nicht das thema.
der führerschein. die zweite theoretische prüfung. ein strahlender aba trat in den warteraum des tüv-gebäudes, in dem ich gewartet, drei automaten-cappuccini getrunken und mir alle fingernägel abgefressen hatte.

fortsetzung folgt....

oh gut, action man ist nicht in sicht, ich hatte ihm nämlich gesagt, daß ich ihn heute mal nicht im blogpost haben wollte, und er scheint's geschluckt zu haben, puh....
aber eure kleine zwischenmusik sollt ihr natürlich bekommen, liebe leser...voilà:

Kommentare

  1. öy, die story wird ja immer schräger // danke für die absätze, damit geht es mir besser :-)
    gerade heute sprach ich mit einer freundin, die eine weile abroad war. sie sagte, das erste, was ihr nach bodenhaftung in d'land auffiel war, dass alle so graue gesichter haben und unfreundlich sind. als ob sie nach der devise lebten "wer zuerst lächelt, hat verloren".
    big smile to you!!

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  2. @ mo: ja, so ist es wohl, und ich merke ja an mir selber, wie ich da auch reingezogen werde...aber es sind nicht nur wir deutschen. ich habe auch woanders, zb in frankreich, unfreundlichkeit und kälte erfahren.

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  3. Boah ey, das kannste doch nich machen! So 'ne fiese Kliffhänger!

    Ich ärgere mich auch immer wieder, das Leute, die genau wissen, das ich da hin muss, wo sie mit dem Auto hinfahren, nicht mal auf die Idee kommen, von sich aus zu fragen, ob man vielleicht mitfahren möchte. Ätzend! Man darf sich immer als lästiger Bittsteller fühlen...

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  4. @ zimtapfel: ich wollte nur die story aufschreiben, aber ich merke während der arbeit daran, daß es mir wirklich um diese sache geht, die dahinter steckt. wir könnten uns das leben durch kleinigkeiten gegenseitig so viel leichter und schöner machen. keine heldentaten sind dazu notwendig!

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  5. Die Story wird immer schräger ... Man was sind das nur für Menschen ... so eine Zigge. Warum wollen Menschen nicht verstehen, das es mit etwas Nähe, Danke, Bitte etwas links, etwas rechts alles sehr viel einfach geht. Tolles Weekend wünscht Dir Dani

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  6. Es sind so oft die kleine Gesten, von Mensch zu Mensch, die das Leben leichter machen, oder eben schwerer, wenn sie fehlen.

    Die Künstler und ihre Kunst - leider merken viele von uns gar nicht mehr, wieviel Lebensqualität, gerade in schwierigen Zeiten, uns abhanden kommt, wenn wir ihnen nicht die gebührende Achtung entgegenbringen.

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  7. Und diese ganze Misere, nur weil Deutschland mit California kein doch eigentlich selbstverständliches Abkommen hat, um den Lappen mal eben umschreiben zu können. Nicht wirklich zu verstehen...

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  8. @ dani: ja, wie gesagt, es fällt mir jetzt beim aufschreiben auf, wie schlecht die atmosphäre zwischen den menschen im allgemeinen ist, und wenn ich bedenke, daß die kinder dann auch so erzogen werden, hmmm....

    @ allerleirauh: ja, den anderen ein bißchen als mensch wahrnehmen. sowas wie empathie schon den kindern mit auf den weg geben. und je älter mit meinem musiklehrer-beruf werde, desto wichtiger wird er mir. was man damit alles anlegen kann. wenn da mehr gewicht drauf gelegt werden würde, hätte die gesellschaft bessere aussichten.

    @ mkh: ich glaube, ich sollte die story mal arnie schwarzenegger schicken. deutsch lesen kann er ja.

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